Resultate vsao-Umfrage zu Planetary Health
Um das Stimmungsbild in der Ärzteschaft und die Situation in den Spitälern bezüglich Planetary Health zu erheben, führte der vsao im Herbst 2023 in Kooperation mit der Abteilung Public Health der FMH im vergangenen Herbst eine Umfrage durch. Neben vorgegebenen Antwortmöglichkeiten konnten die Teilnehmenden sich in Freitextantworten äussern. Die 351 Teilnehmenden sind hinsichtlich Gender, Arbeitsort, Fachgebieten und Alter repräsentativ für vsao-Mitglieder.
Die Teilnahme an der Umfrage wurde über die gängigen sozialen Medien (Facebook, Instagram, LinkedIn) und via vsao-Newsletter beworben. Einschränkend muss bemerkt werden, dass die Grösse der Stichprobe nur einen Bruchteil der Mitgliederzahl ausmacht und sicherlich vor allem Mitglieder erreicht wurden, die sich bereits für das Thema interessieren. Dennoch zeigen die Ergebnisse in eine klare Richtung.
Die Ergebnisse zeigen ein hohes Bewusstsein für die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels bei den vsao-Mitgliedern (Grafik 1). 42 Prozent der Befragten geben an, mehr hitzebedingte Notfälle bei ihren Patientinnen und Patienten zu beobachten, und immerhin ein Drittel berät Patientinnen und Patienten hinsichtlich der Folgen klimatischer Veränderungen. Gleichzeitig passen weniger als 20 Prozent die Medikation ihrer Patientinnen und Patienten z. B. aufgrund von Hitzeperioden an. Angesichts der konkreten Gesundheitsgefährdung – insbesondere für Risikopatientinnen und -patienten – besteht dringender Handlungs- und Weiterbildungsbedarf.
Ein erschreckendes Bild zeigt sich bei den Massnahmen für einen besseren Umgang mit den Folgen des Klimawandels. Über ein Drittel der Teilnehmenden gibt an, dass ihres Wissens von ihrem Arbeitgeber bislang keine solchen Massnahmen ergriffen wurden. Nur gut ein Fünftel nennt Anpassungen in der Einrichtung, insbesondere zum Hitzeschutz. Im Kontrast dazu besteht ein klarer Wunsch nach konkreten Massnahmen wie z. B. Informations- und Weiterbildungsangeboten zu den medizinischen Folgen des Klimawandels und deren Behandlungsmöglichkeiten. Für die Ärzteschaft relevant sind insbesondere Weiterbildungen zu klimasensiblen Erkrankungen und zu Präventionsmassnahmen wie einem gesunden und klimafreundlichen Lebensstil. Wiederholt wird hier auch der Umgang mit der psychischen Belastung durch «Klimaangst» genannt.
Wichtig sind auch strukturelle Massnahmen, die Klimaschutz in der Einrichtung ermöglichen. So geben 40 Prozent der Befragten an, dass es in ihrer Einrichtung bereits Leitlinien für Energiesparmassnahmen, die Förderung von ÖV-Angeboten und veränderte Menü-Pläne in den Mensen gibt (Grafik 2). Gleichzeitig ist der Bedarf an zusätzlichen Massnahmen in allen abgefragten Bereichen sehr hoch (Grafik 3). Dies zeigt sich insbesondere bei der Reduktion des Ressourcenverbrauchs, z. B. bei Verpackungsmaterial oder Medikamenten, die in der Herstellung und in der Lieferkette enorme Emissionen verursachen. Gut ein Drittel der Befragten gibt an, Nachhaltigkeitsbeauftragte für die Einrichtung zu benötigen.
Auch der Wunsch nach Beratungsmöglichkeiten zur Verminderung von Treibhausgasemissionen seitens der Fachgesellschaften sowie nach politischen Massnahmen wurde in den Freitextantworten deutlich: Über 80 Prozent der Befragten unterstützen ein weiteres Engagement ihrer Berufsverbände. Ein klarer Auftrag!