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Aktuelle Situation im SIWF

Wartefristen und aktuelle Entwicklung

Die Situation beim Schweizerischen Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) bezüglich der Wartezeiten für Facharzttitel hat sich in der letzten Zeit deutlich verschlechtert: über 2500 Gesuche sind hängig und die Wartezeit beträgt gemäss SIWF ca. 12 Monate. Der Schaden, der den Betroffenen durch diese massive Verzögerung entsteht, ist riesig: die Karriere ist blockiert und den Betroffenen entsteht finanzieller Schaden durch verpasse Lohnerhöhungen.

Was unternimmt der vsao?

Der vsao ist seit jeher in einem regelmässigen Austausch mit dem SIWF und übt bilateral und in allen Gremien Druck aus, damit die Situation verbessert wird. Hier ist eine ausführliche Chronik unserer Aktivitäten seit Januar 2025 verfügbar. Es ist für den vsao unverständlich, wie und wieso all diese Massnahmen nicht zu einer Verbesserung der Situation geführt haben, sondern zu einer Verschlechterung. Für den vsao stehen eine Reduktion der Wartefristen sowie der Erlass der Gebühren für die wartenden Ärzt:innen im Zentrum. Bisher hat der vsao den Eindruck, dass die Ernsthaftigkeit der Situation bei der FMH und dem SIWF noch nicht erkannt wurde.

Der vsao hat am 3. Oktober einen offenen Brief an die FMH und das SIWF gerichtet und danach einen entsprechenden Antrag an die Ärztekammer der FMH vom 6. November eingereicht, in dem wir folgendes fordern:

  • dass die FMH alles in ihrer Macht Stehende unternimmt, um die Krise im SIWF so schnell wie möglich zu bewältigen. Insbesondere stellt die FMH die notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen bereit, um die Bearbeitungsdauer bei den Titelgesuchen schnellstmöglich wieder auf 90 Tage zu senken;
  • dass die FMH dafür sorgt, dass das SIWF die Kommunikation mit den Gesuchstellenden sowie mit der Öffentlichkeit besser und transparenter gestaltet. Gesuchstellende haben jederzeit Anrecht auf eine Auskunft bezüglich des Standes ihres Gesuchs
  • dass das SIWF allen Gesuchstellenden, die länger als 90 Tage auf ihren Titel gewartet haben, die Gebühren von 4000.- CHF erlässt – auch rückwirkend. Die notwendigen Mittel, um das so allenfalls entstehende Defizit zu decken, werden nötigenfalls von der FMH bereitgestellt
  • dass die FMH die nötigen finanziellen Mittel bereitstellt für die Unterstützung von Betroffenen, die wegen der überlangen Bearbeitungsdauer finanzielle Einbussen erlitten haben oder sogar in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind.

Am Montag 20.10. haben die FMH und das SIWF eine Online-Informationsveranstaltung durchgeführt. Leider haben die Betroffenen dort kaum etwas Neues erfahren, weder zu den Wartezeiten noch zu einem allfälligen Gebührenerlass. Diese Situation und die intransparente Kommunikation sind für den vsao absolut unhaltbar und nicht nachvollziehbar.

Wir haben deshalb am 23. Oktober erneut einen offenen Brief an die FMH gerichtet, auf Initiative unserer Genfer Sektion. Darin fordern wir ein Treffen mit der FMH-Präsidentin, noch vor der Ärztekammer am 6. November. Die FMH muss nun die Führung übernehmen und einen wirksamen und realistischen Plan zur Lösung dieser Krise vorlegen.

Ebenfalls ist der vsao bemüht, nach dem Rücktritt von Monika Brodmann Maeder als Präsidentin des SIWF in der Findungskommission vertreten zu sein, die nach einer Nachfolge sucht. Der vsao verfolgt die Arbeit des SIWF und die Fortschritte sehr genau und eng. Er hat einen Krisenstab gebildet, der sich regelmässig trifft, um die aktuelle Situation zu erörtern und über weitere Schritte zu entscheiden.

Was der vsao bisher getan hat

Seit Jahren pocht der vsao auf Verbesserungen bei der Titelerteilung, seit Januar 2025 intensiver denn je. Hier die wichtigsten Punkte aus dieser Chronik:

Der vsao forderte darin:

  • Das Problem bei der Titelerteilung muss im SIWF erste Priorität erhalten und ausreichend Ressourcen dafür bereitgestellt werden
  • das SIWF muss proaktiv öffentlich und direkt an die Ärzt:innen kommunizieren
  • das SIWF soll geplante Änderungen dringend umsetzen und zeitnah darüber berichten

nachdem keine weitere Kommunikation vonseiten des SIWF erfolgte. Darin steht:

  • Der vsao beklagt die mangelnde Transparenz und Kommunikation des SIWF
  • Das SIWF müsse dringend zusätzliche Stellen für die Titelbearbeitung schaffen
  • Der vsao kündigt an, an der FMH DV und an der Ärztekammer verbindliche Anträge zum SIWF zu stellen

An der Delegiertenversammlung der FMH zeigt der vsao die gravierenden Konsequenzen des Problems für die Ärzteschaft auf. Die DV stimmt dem Antrag des vsao zu, der fordert

  • dass das SIWF künftig transparenter sein muss in Bezug auf Ziele und Massnahmen
  • und dass an jeder DV ein strukturiertes Reporting über die Fortschritte bei der Titelerteilung präsentiert werden muss

Dass der vsao nicht untätig ist, sondern sich für die Betroffenen einsetzt und erheblichen Druck auf das SIWF ausübt, wird auch in den Medien aufgegriffen: medinside.ch 

Der vsao stellt verbindliche Anträge bezüglich der Tätigkeit des SIWF:

  • Das SIWF soll regelmässig zu Zahlen und Massnahmen rund um die Titelerteilung berichten.
  • Das SIWF soll bis Ende Juni einen realistischen Plan vorlegen, wie die offenen Titelgesuche bearbeitet und die Wartezeit auf 90 Tage reduziert werden kann.
  • Bis dahin soll es sich auf das Kerngeschäft Titelerteilung konzentrieren.

Die Anträge werden mit deutlicher Mehrheit angenommen. Der vsao hat darüber öffentlich via Newsletter, Website und Social Media kommuniziert und die Medien haben darüber berichtet: medinside.ch

Trotz weiterer Bemühungen, direkt Druck auf das SIWF auszuüben, zeichnet sich keine Verbesserung der Situation ab, im Gegenteil. Der vsao und die Sektionen bearbeiten mehrere Hunderte Anfragen von Mitgliedern zum SIWF. Der vsao beantwortet auch weitere Medienanfragen, unter anderem von der Tribune de Genève

Das SIWF scheint den Ernst der Lage noch nicht ausreichend erkannt zu haben. Im SIWF-Vorstand beantragt der vsao:

  • Ausbau der Ressourcen für die Titelerteilung
  • Hilfsangebote von Fachgesellschaften annehmen
  • Priorisierung der Titelerteilung
  • Gebührenreduktion um 50% rückwirkend auf den 1.1.2025 für alle Gesuche, deren Bearbeitung länger als 90 Tage dauerte

Erneute Medienberichte und ein Vorstoss im nationalen Parlament – aber: Am 3. Oktober gibt das SIWF bekannt, dass die Wartefrist mittlerweile 12 Monate beträgt. 

In einem offenen Brief an SIWF und FMH fordert der vsao:

  • Anerkennung der Krise als solche und konsequentes Handeln mit allen verfügbaren Mitteln
  • transparente und offene Kommunikation
  • Vollständiger Gebührenerlass für alle, die mehr als 90 Tage auf Ihren Titel gewartet haben
  • Finanzielle Unterstützung für Betroffene

Diese Forderungen formuliert der vsao auch in einem Antrag zuhanden der Ärztekammer vom 6. November. Darüber berichten medinside und die SRF-Tagesschau

Der vsao verfügt in der Ärztekammer über 40 von 200 Sitzen – es braucht also auch die Unterstützung durch Fachgesellschaften und kantonale Ärztegesellschaften.

FAQ

Gibt es eine Aufzeichnung oder eine Zusammenfassung der Online-Infoveranstaltung der FMH und des SIWF vom 20. Oktober?

Die Infoveranstaltung wurde von der FMH und dem SIWF organisiert, der vsao hat lediglich die Einladung weitergeleitet. Im Moment ist keine Aufzeichnung der Veranstaltung verfügbar. Die FMH und das SIWF haben angekündigt, dass im Nachgang der Veranstaltung eine Übersicht der Fragen und Antworten auf der SIWF-Website veröffentlicht wird.

Welche rechtlichen Möglichkeiten habe ich, um für meine finanziellen Einbussen aufgrund der langen Wartezeit entschädigt zu werden?

Es ist klar, dass eine finanzielle Einbusse entsteht, wenn z.B. eine Oberarztstelle allein aufgrund der Verzögerung bei der Titelerteilung nicht angetreten werden kann. Der vsao setzt sich gegenüber dem SIWF deshalb auch für einen Erlass der Titelerteilungsgebühr ein. Der vsao wird an der Ärztekammer vom 6. November zudem die Bereitstellung von finanziellen Mitteln durch die FMH verlangen, um die Betroffenen für ihre Einbussen zu entschädigen. Eine eigentliche Schadenersatzklage hingegen kann der vsao als Verband nicht einreichen. Eine solche müsste(n) eine oder mehrere betroffene Personen selbst führen. Da die Rechtsschutzversicherung des vsao, bei der die vsao-Mitglieder versichert sind, nur arbeitsrechtliche Konflikte abdeckt, wäre eine solche Klage durch diese Versicherung nicht gedeckt. Trotzdem steht die Rechtsberatung durch die vsao-Sektionsjurist:innen den Mitgliedern selbstverständlich für weitere Auskünfte zur Verfügung.

Wie steht der vsao zu den Bemühungen von einzelnen Personen, das SIWF bzw. die FMH auf Schadenersatz zu verklagen?

Wir verstehen gut, dass einzelne zu diesem Mittel greifen. Gemäss der Einschätzung unserer Jurist:innen ist es allerdings schwierig, solche Ansprüche durchzusetzen. Wir möchten den vsao-Mitgliedern keine falschen Hoffnungen machen und weisen darauf hin, dass Jurist:innen teilweise auch eigene Interessen verfolgen, wenn sie solche Klagen unterstützen. Wir verfolgen weiterhin den Weg, das Problem innerhalb des SIWF zu lösen und fordern neu von der FMH auch die Bereitstellung von finanziellen Mitteln, um betroffene Mitglieder, die durch die überlange Bearbeitungsdauer finanzielle Schäden erleiden, unterstützen zu können. Das Wichtigste ist, dass Titel schneller erteilt werden können. Durch Schadenersatzklagen kann der Prozess nicht beschleunigt werden.

Gibt es keine Alternative zum SIWF?

Es gibt Stimmen, die fordern, dem SIWF die Aufgabe der Titelerteilung zu entziehen. Das Bundesamt für Gesundheit, müsste in diesem Fall die Aufgabe selbst übernehmen oder eine andere Organisation damit beauftragen. Das akute Problem kann damit nicht gelöst werden, sondern im Gegenteil würde eine solche Reorganisation erneut zu einem massiven Rückstau von Titelgesuchen führen. Der vsao verfolgt deshalb klar das Ziel, die Probleme im SIWF zu lösen, ohne eine komplette Neuorganisation anzustreben. Wenn das SIWF die Probleme richtig angeht, ist dies die schnellste und beste Art, die Situation schnell und nachhaltig zu verbessern.

Mein Titelgesuch ist seit mehreren Monaten hängig, eine Rückmeldung des SIWF gibt es nicht. Was kann ich tun?

Das SIWF hat die Möglichkeit eingerichtet, ein Härtefallgesuch zu stellen. Dazu muss dieses Formular ausgefüllt werden. Die Bedingungen, um als Härtefall zu gelten, ist, dass das Gesuch seit mindestens drei Monaten hängig ist. Zudem muss mindestens eine der folgenden Bedingungen erfüllt sein:

  • Facharzttitel notwendig für Antrag Berufsausübungsbewilligung und Einstieg in Praxis
  • Facharzttitel notwendig für Fellowship im Ausland
  • Facharzttitel notwendig für Antritt einer anstehenden Anstellung (mit Vertrag)

Mein Gesuch für eine schnellere Behandlung als Härtefall wurde nicht bewilligt. Was kann ich tun?

Generell kann wie auch bei ausstehender Rückmeldung nur ein erneutes Nachfragen beim SIWF helfen. Der vsao kann nicht bezüglich einzelner Gesuche intervenieren oder den Prozess in Einzelfällen beschleunigen. Der vsao hat keinen direkten Einfluss auf die operative Tätigkeit des SIWF.

Ich möchte mein Titelgesuch demnächst einreichen. Worauf muss ich achten?

  • Gesuch drei Monate vor Abschluss der letzten Weiterbildungsperiode vollständig einreichen.
  • Auf Vollständigkeit und Korrektheit des Dossiers achten.
  • Keine nicht anrechenbaren Belege im eLogbuch hochladen.
  • Bei Kursen und Tagungen immer die Teilnahmebestätigung hochladen – die Anmeldebestätigung genügt nicht.
  • Im jeweiligen Weiterbildungsprogramm nachschauen, welche Nachweise notwendig sind. Bei Unsicherheiten vor dem Einreichen erfahrene Kolleg:innen oder die Weiterbildungsstättenleiter:innen fragen und die Dokumente im eLogbuch gemeinsam überprüfen.
  • Zeugnisse müssen die Daten der Periode enthalten, für die sie ausgestellt wurden und von der richtigen Person unterzeichnet sein.
  • Das FAQ und die Anleitung des SIWF zum Thema Logbuch und Titel lesen.

Stand: 23.10.2025